Von der uberauß schrecklichen und grossen Wasserfluth, welche
sich in diesem 1651 Jahr, nit allein im Röm[ischen] Reich, sonder auch zu Mörß
und am Rhein[b]
begeben, deren bey Menschengedencken nicht geschehen. Wie jämmerlich und
erbarmlich aber diese Wasserfluth gewesen, wird der Günstige Leser leichtlich
auß diesem schliessen und erkennen können, in dem nicht allein die Menschen im
Wasser vertruncken, sondern auff Bäum, Dach und Thürne gestiegen, verhungert, an
kälte erfroren und gestorben. Auch ist solcher grosser schade an uberschwemmung
der Länder, ertrinckung der Menschen, Vieh, schönen Gebäwen, Stätt und
Vorstätten, Häusern, Kirchen, Klöstern, Mühlen, Brücken, und Feldfrüchten
geschehen, daß es nicht zu beschreiben noch außzusprechen ist.
Geschehen im Januarij. Zu singen auff die Weise: Allein
auff Gott hoff und vertrauw etc.
Gedruckt zu Cölln bey Gißbert Clemens auff dem Katzenbuch[c],
Anno 1651.
[Bild]
Ach, Menschen, hört zu dieser frist, Was neulich fürgelauffen ist, Wie Gott der Herr sein straff ließ gehen. Kein Mensch lebt, der solchs je gesehen. Betracht es wol, O Christenheit, Die man nun kurtz erfahren hat Den Jammer und Elend sehr groß Der Donaw Fluß, wie man vernimbt, Der Necker in der Pfaltz bekannt, Der Häuser viel durchs Wasserschlund Nicht wenig schad der Mäyn und Rhein Im Land von Geraw wol versteht Ein Dorff gelegen im Bergisch Land |
Viel schöner Gebäw sampt der pallest, Die Häuser man hertreiben sieht, Der menschen viel durch diß Ellend Das Vieh vom Stall anschwimmen kam, Ein Brück zu Mörß bey hellem tag Voll Wasser auch die Schewren sind, Das liebe Getreyd vom felde gut iß Jammer und Ellend betracht, Viel Wunderzeichen früh und spat Darum, o Mensch, nun fall zu Fuß |
[a]
Fundstelle: BSB München, Signatur Einbl. II,22; VD17 12:666842A.
[b]
Pegel Köln: 11,12 m, Koblenz: 9,71 m.
[c]
heute "Kattenbug".
[d]
Vielleicht Leverkusen-Wiesdorf.
[e]
Ein altes Längenmaß, etwa 4,50 m.
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